Die SPD-Kreistagsfraktion hat beantragt, die wegen der im kommenden Jahr anstehenden Pensionierung des langjährigen Amtsleiters Dr. Ferdinand Kaufmann notwendige Neubesetzung der Leitung des Kreisjugendamtes öffentlich auszuschreiben. Wie die Sozialdemokraten erfahren haben, sind von verschiedener Seite Interessenten an diesem Job ins Gespräch gebracht worden. CDU und Landrat sollen jedoch die Absicht haben, diese wichtige Führungsposition im Kreistag ohne öffentliche Ausschreibung zu besetzen.
„Wir fordern, dass in einem öffentlichen Ausschreibungsverfahren qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber die Gelegenheit erhalten sich zu bewerben und wir als Kreis die Gelegenheit, die bestmögliche Bewerbung zum Zuge kommen zu lassen“, betont der jugendpolitische Fraktionssprecher Immo Hauser (Much). Es sei schon bemerkenswert, dass der Landrat die Besetzung der Führungsposition für mehr als 100 Bedienstete und einem Jahresumsatz von mehr als 123 Millionen Mark (Haushalt 2001) „quasi aus der Hüfte schießen“ will.
Der neu gewählte SPD-Fraktionsvorsitzende Peter-Ralf Müller hält dieses Verfahren für schädlich, auch für die von CDU und Landrat ins Auge gefasste Person. Sie müsse sowohl nach innen als auch nach außen ständig mit dem Defizit leben, sie habe nicht in einem ordnungsgemäßen Bewerbungsverfahren als qualifizierteste Bewerbung überzeugen müssen. Die Sozialdemokraten wollen nicht ausschließen, dass CDU und Landrat eine Hau-Ruck-Lösung auch deswegen forcieren, um möglicherweise unbequeme Aspiranten aus der eigenen Kreistagsfraktion auszubremsen. Schließlich werden dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Ivo Hurnik aus Troisdorf seit langem Ambitionen auf einen interessanten Verwaltungsposten nachgesagt.
Auch für die Leitung des Kreisjugendamtes pfiffen Hurniks Interesse schon lange die Spatzen von den Dächern. Da er bei der Bewerbung um die rechtsrheinische CDU-Bundestagskandidatur dem auch in der Kreistagsfraktion mächtigen Siegburger Fraktionsvorsitzenden Jürgen Becker geradezu ehrerbietend den Vortritt ließ, wird nun spekuliert, worin denn eine Kompensation bestehen könnte.
Demgegenüber engagiert sich Landrat Kühn allerdings für Hurnik nur wenig; dies wurde deutlich, als Hurnik Beigeordneter in Troisdorf werden wollte und dies an Bedenken der Kommunalaufsicht scheiterte.
Peter-Ralf Müller: „Dass Kühn einen möglicherweise allzu sehr drängenden Kandidaten Hurnik abzuwehren versucht, würde uns nicht überraschen. Deswegen prinzipiell auf die öffentliche Ausschreibung der Amtsleiterstelle zu verzichten, wäre aber unvertretbar. In jeglicher Hinsicht ist ein offenes, transparentes Verfahren die für alle Beteiligten überzeugendste Lösung.“