Die Debatte und Abstimmung um die Luftverkehrskonzeption des Landes Nordrhein-Westfalen hat nach Auffassung der Sozialdemokraten im Rhein-Sieg-Kreis die Einflusslosigkeit und Abseits-Rolle der örtlichen CDU-Landtagsabgeordneten des Rhein-Sieg-Kreises in ungeschminkter Deutlichkeit offenbart. Wie aus dem gerade zugestellten Plenarprotokoll des NRW-Landtages hervorgeht, konnten die Rhein-Sieg Vertreter Lindlar und Solf von 89 CDU-Parlamentariern nur einen einzigen Kollegen (und zwar aus Dormagen) für ihre Position für ein Nachtflugverbot am Flughafen Köln/Bonn überzeugen. Nicht einmal die eigenen Rhein-Sieg-Kolleginnen Keller und Milz stimmten mit; sie hatten sich vor der Abstimmung verkrümelt und lediglich eine schriftliche Erklärung verlesen lassen. Dabei musste der amtierende Landtagsvizepräsident Jan Söffing (FDP) dem CDU-Abgeordneten Lindlar wegen fortgesetzten Verstoßes gegen die Geschäftsordnung des Landtages sogar noch das Wort entziehen. Wie bei einem Anfänger: peinlich.
So gab es tatsächlich gegen das letztendlich mit der Stimme aller vier Landtagsfraktionen beschlossene Konzept nur drei Gegenstimmen.
Peter Ralf Müller, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion: „Lindlar und Solf spielen vor der Kreisöffentlichkeit die starken Maxe, werden aber in Düsseldorf als lästige Hinterbänkler nicht einmal in der eigenen Fraktion ernst genommen – zwei glatte Fehlbesetzungen.“
Unter „merkwürdigem Realitätsverlust“ leidet nach Einschätzung der Sozialdemokraten auch Landrat Kühn. Dieser hatte laut Lokalpresse alle vier CDU-MdL, also auch Keller und Milz, in einem Brief für Ihr „mutiges Abstimmungsverhalten“ und ihre „konsequente Haltung“ gelobt, obwohl die beiden gar nicht an der Abstimmung teilgenommen hatten.
Peter Ralf Müller: „Hier wird die Öffentlichkeit durch falsche Verlautbarungen des Landrates nach Strich und Faden an der Nase herumgeführt. Plumpe und zugleich peinliche CDU-Propaganda unter dem offiziellen Briefkopf des Rhein-Sieg-Kreises muss sich der Landrat künftig verkneifen.“
Die SPD-Bundestagsabgeordneten des Rhein-Sieg-Kreises Uwe Göllner und Ulrike Merten, teilten in diesem Zusammenhang mit, dass das Anliegen des Schutzes gegen Fluglärm offenbar auch bei der Bundes-CDU keine nennenswerte Rolle spielt. Bei den Beratungen zum Haushaltsplan 2002 beantragte im zuständigen Fachausschuss der CDU-Fraktionssprecher Dr. Borchert, übrigens auch aus Nordrhein-Westfalen, im Namen der Arbeitsgruppe Haushalt der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, die von der Bundesregierung vorgeschlagenen Maßnahmen zur Durchführung des Gesetzes zum Schutz gegen Fluglärm um 100.000 EURO von 210.000 auf 110.000 EURO zu reduzieren. Auch hier, so Göllner und Merten, scheinen die Profilierungsversuche der Rhein-Sieg CDU in Sachen Lärmschutz nicht ernst genommen zu werden. Die rot-grüne Mehrheit im Ausschuss lehnte den CDU-Antrag auf Einsparungen beim Fluglärmschutz mit Mehrheit ab.