Aus dem üblichen Rahmen fiel der diesjährige Kreisparteitag der Rhein-Sieg-SPD, der in Sankt Augustin-Niederpleis stattfand, weil der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Peer Steinbrück zu Gast war und sich ungewöhnlich viel Zeit für die Basis seiner Organisation nahm. Zum anderen aber weil es galt, zwei herausragende Mitglieder für noch herausragendere Verdienste in angemessenem Rahmen zu würdigen.
Heinz Hilden (78) aus Hennef stieg bereits 1952 in die ehrenamtliche Kommunalpolitik ein, wurde am 9. November in den Rat der damaligen Gemeinde Hennef gewählt und übernahm auch gleich den Vorsitz der SPD-Ratsfraktion. Auch heute nach mehr als einem halben Jahrhundert ist er immer noch aktiv.
Dem Hennefer Gemeinderat gehörte er von 1952 bis 1975 insgesamt 23 Jahre an. Von 1956 bis 1961 und erneut von 1975 bis 1994 gehörte er 24 Jahre lang dem Kreistag des vormaligen Siegkreises und anschließend des Rhein-Sieg-Kreises an. Dort profilierte er sich entscheidend als unbequemer Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses unbequem vor allem für solche Verwaltungsbediensteten, die mit dem Ausgeben von Steuergeldern allzu lasch umgingen.
Seine politische Lebensaufgabe bildete sich indes auf einem anderen Politikfeld heraus, das erst in den 70er Jahren überhaupt reale Bedeutung erlangte: Eine ordnungsgemäße, umweltverträgliche und kostenbewusste öffentliche Abfallentsorgung. Seit fast 30 Jahren steht der Name Heinz Hilden für Vermeidung überflüssigen Abfalls, Müllstofftrennung des unvermeidlichen Müllaufkommens mit ökologischer Wiederverwertung und Rückführung in den Wertstoffkreislauf sowie eine verantwortliche Entsorgung des nicht vermeidbaren und nicht verwertbaren Restmülls. Zu diesem Zweck engagierte er sich bereits im sogenaten Müllbeseitigungszweckverband, dem öffentlich-rechtlichen Vorläufer der heutigen Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft RSAG.
Dieser gehört er seit seiner Gründung als Mitglied des Aufsichtsrates an. Seit 1994 ist er bis zum heutigen Tages stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. Hätte man schon früher auf seine wiederholten Hinweise und Mahnungen angemessen reagiert, so wäre manche Fehlentscheidung vermieden worden, die zu unnötigen Kosten für die Gebührenzahler geführt hatten. Als Beispiel sei die 20 Millionen DM schwere Fehlplanung eine eigenen Müllofens in Niederkassel-Lülsdorf verwiesen, aus der CDU und FDP im Kreistag nicht früh genug ausstiegen.
Unbestechlich, unerbittlich und uneigennützig nervte Heinz Hilden im Aufsichtsrat seinen Hauptwidersacher, den mittlerweile vor Gericht stehenden früheren RSAG-Geschäftsführer und CDU Politiker Karl-Heinz Meys. Heinz Hildens Bohren, Recherchieren, Nachfragen und Bezweifeln zahlloser Vorträge von Meys hätten vielleicht den späteren Müllskandal vermieden, wenn Meys sich dank der Harmlosigkeit vieler anderer Aufsichtsratsmitglieder nicht so sicher hätte fühlen können. Neben seiner ehrenamtlichen Arbeit im RSAG-Aufsichtsrat ist Heinz Hilden auch noch Revisor der Kreis-Arbeiterwohlfahrt.
Der zweite Jubilar, der von Ministerpräsident Peer Steinbrück auf dem SPD-Kreisparteitag ausgezeichnet wurde, ist Herbert Jung (76). Er gehört seit 50 Jahren der SPD an, seit er in der Mainacht des Jahres 1954 diesen Entschluss fasste. 1958 wurde er in den Rat der Stadt Rheydt gewählt und wechselte 1960 als hauptamtlicher Geschäftsführer des SPD-Kreistagsverbandes Siegkreis/Rheinisch Bergischer und Oberbergischer Kreis. Diese Aufgabe war für Herbert Jung wie geschaffen. Sie forderte seinen Pioniergeist heraus und auch seine Steherqualitäten. Denn es galt nicht, rote Hochburgen zu verteidigen, sondern es galt, Diasporen in sozialdemokratische Zukunftsprojekte umzuwandeln.
So erschien Herbert Jung beispielsweise Anfang der 60er Jahre in den Gemeinden Schönenberg, Winterscheid oder Much, um Ortsvereine zu gründen und Kommunalwahlen vorzubereiten. Das Dumme dabei war nur, es gab doch gar keine Mitglieder. So wurden halt Klinken geputzt. Herbert Jung schelte an Häusern mit mehreren Briefkästen, von denen man vermuten konnte, dass in ihnen Mieter wohnten, die noch am ehesten bereit waren zu einer Kandidatur auf einer SPD-Ratsliste. Es war ein bitteres Unterfangen, und ein kleinwüchsiger blassgesichtiger Geschäftsführer hätte wohl kaum den ersten Tag überstanden. Herbert Jung selber kandidierte 1964 für den Kreistag. Über die Reserveliste wurde er gewählt und wurde auch sofort Fraktionskassierer. So arbeitete er auch mit an der kommunalen Neuordnung 1969, die viele kleine Gemeinden in leistungsfähigere Gebilde zusammenfasste.
In den 80er Jahren wurde er umweltpolitischer Sprecher und anschließend auch Umweltausschussvorsitzender. Er setzte sich für pragmatische Entscheidungen ein, brachte eine verkrustete Landschaftsbehörde im Kreishaus auf Trapp und sagte vor allen Dingen seinen zähen Gegnern aus der Botanik den Kampf an, dem mittelasiatischen Drüsigen Springkraut.
Nach der Pionierarbeit ging Herbert Jung in den 70er und 80er Jahren daran, die Parteiorganisation zu konsolidieren und organisatorische Serviceleistungen für die Ortsvereine aufzubauen. Hierzu bedurfte es eines leistungskräftigen Unterbezirksbüro. 1977 entdeckte Herbert Jung ein wunderschönes Ensemble in Troisdorf, allerdings in katastrophalem Zustand: Den historischen Burghof, erbaut im Jahre 1778.
Hier schlug er zu und stellte einen Finanzierungsplan auf die Beine, mit dessen Hilfe aus dem denkmalwürdigen Gebäude eine Kreisgeschäftsstelle wurde – übrigens die schönste im ganzen Land Nordrhein-Westfalen-.
Ein weiteres Betätigungsfeld für Herbert Jung war immer die Arbeiterwohlfahrt. Er war 10 Jahre Vorsitzender des Ortsvereins Troisdorf-Mitte und ist jetzt Ehrenvorsitzender. Der Stadtranderholung, die in Altenrath stattfand, baute er eine neue Beherbergung, indem er ein zum Abriss vorgesehenes ehemaliges Wohnhaus mit viel Handarbeit in eine kleines Schmuckstuck verwandelte.
Heute leitet er den Backesverein der Arbeiterwohlfahrt Altenrath – und das auch schon im 11. Jahr.
Ministerpräsident Peer Steinbrück fiel es auf Grund der beiden Lebenswege leicht, für jeden der beiden Jubilare eine Kurzbezeichnung zu übernehmen, die ohnehin in aller Munde ist: Heinz Hilden als Pfennigfuchser im besten Sinne des Wortes als Treuhänder des anvertrauten Steuergeldes und Herbert Jung als Schlachtross der Rhein-Sieg-SPD, der der Partei in schweren Zeiten und schwierigem Umfeld Stärke und Geltung verschaffte.
Die Rhein-Sieg SPD dankt den beiden Jubilaren und ist stolz auf ihre Leistungen für das Wohl der Bürger der SPD.