Intelligente Wirtschaftsförderung soll Firmenpleiten verhindern

Mit einer Zuwachsrate von mehr als 36 Prozent bei den Unternehmensinsolvenzen erreicht der Rhein-Sieg-Kreis für das erste Halbjahr 2003 einen traurigen Höchststand. Angesichts der Rekordzahl von 164 Pleiten im Kreisgebiet fordert die SPD-Fraktion im Rhein-Sieg-Kreis entschlossenes Handeln und eine intelligente, insolvenzvorbeugende Wirtschaftsförderung. Es könne nicht sein, dass in einer wirtschaftsstarken Region die Zahl der Unternehmenspleiten stärke zunehme als im Landesdurchschnitt Nordrhein-Westfalens.

Ein Manko der hiesigen Wirtschaftsförderung sei ihre einseitige Ausrichtung, bemängelt der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, Gerhard Diekmann: „Die Überlegungen um die Nachfolge der ehemaligen Strukturförderungsgesellschaft (SFG) genauso wie die aktuelle Diskussion im Verein „Regio Rheinland“ kreisen zwar um eine zukunftsweisende Wirtschaftsförderung, viel zu sehr im Vordergrund steht dabei allerdings das Marketing, genauer gesagt das Außenmarketing.“ Eine Region erweise sich nicht allein dadurch als stark, dass sie für Investoren von außerhalb interessant sei, sondern sie müsse gleichzeitig sicherstellen, dass vor allem die hier angesiedelten Betriebe nicht pleite gehen, dass sie wachsen können und wettbewerbsfähig werden.

Statt sich hinter sporadischen Erfolgsmeldungen zu verstecken, solle sich die Wirtschaftsförderung den Realitäten stellen, meint der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Peter-Ralf Müller. „Der Rhein-Sieg-Kreis muss mit seinen Kommunen eine aktive Bestandspflege bei den schon ansässigen Unternehmen betreiben“, fordert Müller, „das heißt Unternehmen, die bereits da sind, frühzeitig beraten.“ Betriebe, denen „das Wasser schon bis zum Hals“ stehe, könnten sich mit Fachleuten an den runden Tisch setzen und zum Beispiel den Beraterpool der Deutschen Ausgleichsbank nutzen. So ließe sich herausfinden, wie man noch größere wirtschaftliche Schwierigkeiten vermeidet und die Firma stabilisiert.

Für eine „wirklich intelligente Wirtschaftsförderung“, die noch über den runden Tisch hinausgeht, für eine richtiggehende „Insolvenzprophylaxe“ plädiert Gerhard Diekmann. Gut beratene und gut geförderte Existenzgründer meldeten erfahrungsgemäß seltener Konkurs an. Sie nutzten von sich aus das Vertrauenskapital, das sich in langfristigen Kontakten gebildet habe, und bäten nicht erst dann um Hilfestellung, wenn’s längst zu spät sei. „Eine solche intelligente, moderne Wirtschaftförderung wirkt insolvenzvorbeugend und ist natürlich auch bei Betrieben, die gut laufen, wachstumsfördernd“, versichert Diekmann. Es gebe Beratungsinstrumentarien, die dem einzelnen Unternehmen aufschlössen, woran es krankt. Manchmal helfe es schon, Weiterbildungspakete zu schnüren, wenn ein Betrieb schlecht ausgebildete Mitarbeiter habe, die moderne Vertriebsmethoden, frisches Design und rationelle Produktionstechniken kaum zu nutzen wüssten.

In einer Anfrage bittet die SPD-Fraktion nun den Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, Frithjof Kühn (CDU), die deutliche Zunahme der Firmenpleiten im Kreis zu erklären und Vergleichszahlen vorzulegen für die Entwicklung in Bonn, im Land Nordrhein-Westfalen und im Bundesgebiet insgesamt. Die SPD-Abgeordneten fragen außerdem nach konkreten Vorsorgemaßnahmen der Wirtschaftförderung, um Insolvenzen vorzubeugen. Hier sieht Gerhard Diekmann eine zentrale Herausforderung. Dafür müsse in der Region alles mobilisiert werden. Es gelte nun, die vorliegenden Anträge der SPD-Fraktion entschlossen umzusetzen