Auf eine intensivierte Zusammenarbeit des Kreises mit der Stadt Bonn im Nahverkehr zielt ein Antrag hin, den die SPD-Fraktion im Siegburger Kreistag eingebracht hat. Nach den angestrebten Weichenstellungen im Energiebereich und in der Abfallentsorgung hält die SPD es für dringend geboten, dass der Rhein-Sieg-Kreis und die Stadt Bonn auch in der Verkehrspolitik an einem Strang ziehen. Eine gemeinsame Neukonzeption soll Bus und Bahn für die Fahrgäste noch attraktiver machen, die Wirtschaftlichkeit des regionalen Nahverkehrs verbessern und gleichzeitig die Defizite der einzelnen Verkehrsbetriebe reduzieren.
„Dass die kommunalen Verkehrsbetriebe mit Vollgas Defizite einfahren und dass ihre Kunden über manche Fahrplan-Verbindung ins Grübeln geraten, muss kein Dauerzustand sein“, findet der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Peter-Ralf Müller, „und es liegt auf der Hand, dass der Rhein-Sieg-Kreis und die Stadt Bonn schon aufgrund ihrer geographischen Lage bei ihren kommunalen Verkehrsunternehmen so eng wie möglich kooperieren sollten.“ Die Kreistagsfraktion der Sozialdemokraten formulierte deshalb in ihrem Antrag an den Landrat die Erwartung, dass die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) und die Stadtwerke Bonn (SWB) bis Mitte 2004 ein Konzept vorlegen, wie sie stärker kooperieren und dabei ihr Angebot für die Fahrgäste verbessern können.
Angesichts der chronisch defizitären Situation des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) erhofft sich der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, Dietmar Tendler, beachtliche Einsparpotenziale in einer optimalen Kooperation: „Betriebliche und kaufmännische Aufgaben wie Verkehrsplanung und Einkauf müssten nicht mehr von jedem einzelnen Unternehmen vorgehalten werden, Linien- und Dienstplanung ließen sich künftig in der SSB als gemeinsamer Gesellschaft des Rhein-Sieg-Kreises und der Stadt Bonn bündeln.“ So könne man die Wirtschaftlichkeit des ÖPNV erhöhen und das Defizit der RSVG ausgleichen, ohne dass die Kooperationspartner dabei auf ihre eigenständige Entscheidung über Nahverkehrspläne und Leistungsvergabe verzichten müssten.
Die Neukonzeption soll nach den Vorstellungen der SPD-Kreistagspolitiker möglichst auch die Stadtwerke Bonn Verkehrs-GmbH (SWBV), die Tochtergesellschaften der RSVG und andere in der Bundesstadt Bonn und im Kreisgebiet arbeitende Verkehrsunternehmen – wie die Elektrischen Bahnen der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises (SSB) und die Regionalverkehr Köln (RVK) – berücksichtigen. Dabei dürften Kosten und Verluste aber keinesfalls vom einen auf das andere kooperierende Unternehmen abgewälzt werden.
Erste Schritte zu einer verstärkten ÖPNV-Kooperation zwischen dem Rhein-Sieg-Kreis und der Stadt Bonn sehen die SPD-Kreispolitiker in der beabsichtigten Übernahme der Anteile des Rheinisch-Bergischen Kreises an der RVK durch die SSB. „Durch die Bündelung ihrer Anteile an der RVK bekommen SSB, SWBV und RSVG auch mehr Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen der RVK“, erklärt Dietmar Tendler. Allerdings müssten die Gesellschafter der RVK ihre Altschulden vor einem Anteilserwerb durch die SSB ausgleichen und eine auf die Gebietskörperschaft bezogene Abrechnung einführen. So werde verhindert, dass alte und laufende Verluste aus dem RVK-Linienverkehr die neuen Kooperationspartner belasten würden, und nur auf dieser Basis sei es sinnvoll, die RVK in die Kooperationskonzepte einzubeziehen.
Mit Blick auf den geplanten Verkauf von 36,2 Prozent der Geschäftsanteile der Energie- und Wasserversorgung Bonn/Rhein-Sieg GmbH an den Rhein-Sieg-Kreis und die TroiKomm GmbH dürfte es allen Beteiligten leicht fallen, neue Kooperationen auch im Regionalverkehr einzugehen.
Setzte man neue Verkehrs-Kooperationen in die Tat um, könne man von einer neuen Dimension der Zusammenarbeit sprechen, meint Peter-Ralf Müller. Dann griffen die „wichtigsten Rädchen ineinander“. „Die Region Bonn/Rhein-Sieg kann dann im Energiebereich, bei der Abfallentsorgung und im ÖPNV auf eine zukunftsweisende Zusammenarbeit in den zentralen Handlungsfeldern der kommunalen Daseinsvorsorge bauen.“