Klar positioniert hat sich die SPD-Fraktion im Regionalrat Köln für die anstehende Beratung des Gebietsentwicklungsplanes für den Bereich der Wahner Heide, des Flughafens Köln/Bonn und der bisherigen Altenrather Kasernenanlage. Dabei verbirgt sich hinter der zu entscheidenden Alternative für die Ausweisung des Camps Altenrath als Bereich für den Schutz der Natur (BSN) oder als Bereich für den Schutz der Landschaft und für landschaftsgerechte Erholung (BSLE) viel mehr als bürokratische Feinheiten.
Es geht nämlich um die Frage, ob die rund 90 Gebäude – darunter hochwertige Fahrzeughallen, Werkstätten und das Offizierskasino – für annähernd 10 Millionen € einschließlich der Straßen, Plätze und Leitungen abgerissen werden sollen oder ob es naturverträgliche Nachnutzungen geben kann.
Der Vertreter des Rhein-Sieg-Kreises im Regionalrat Köln Achim Tüttenberg fasst den Standpunkt der SPD wie folgt zusammen: „Wir halten die von CDU und Grünen des Rhein-Sieg-Kreises beschlossene planungsrechtlich vorgeschriebene Zerstörung der vorhandenen Gebäudesubstanz mit ihrer intakten Erschließung für eine unverantwortliche Geldverschwendung und wollen stattdessen eine Nachnutzung ermöglichen, die mit dem Umweltschutz in Einklang steht oder ihm sogar aktiv nützt. Deshalb steht die Zukunft der Kaserne für die SPD unter dem Leitbild des von den Umweltverbänden im Bündnis für die Wahner Heide angestrebten Landschaftszentrums.“
Nach dem endgültigen Abzug der belgischen Streitkräfte im März 2004 steht der Schutz des wertvollen Naturschutzgebietes Wahner Heide durch das Truppenübungsplatzstatut nicht mehr zu Verfügung. Die Bemühungen der angrenzenden Gebietskörperschaften um Erholungslenkung und Überwachung muss nach Auffassung der SPD einher gehen mit Information und offensiver Bewusstseinsbildung. Tüttenberg: „Das können engagierte Umweltschützer mitten im Zentrum dieses Naturschutzgebietes am besten leisten. Hierfür darf ihnen Schwarz-Grün im Rhein-Sieg-Kreis nicht die vorhandene Infrastruktur unter den Füßen wegreißen.“
Zu dem Komplex des Landschaftszentrums gehören ein Informationsstützpunkt mit vorhandenem Parkplatz, Busanbindung und einer sich selbst tragenden Gastronomie im ehemaligen Kasino. Darüber hinaus besteht Platzbedarf für die zur Pflege der Wahner Heide professionell eingesetzten Landschaftsunternehmen in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesforstamt. Die Glanrinder, Schaf- und Ziegenherden, die vom Flughafen im Rahmen von dessen gesetzlichen Ausgleichsverpflichtungen finanziert werden, sind derzeit teilweise noch an höchst bedenklichen weil besonders schutzwürdigen Standorten in der Heide angesiedelt und müssen daher verlagert werden. Auch hier käme das räumliche Angebot der Kasernenhallen wie gerufen.
Große Sorge macht der SPD die sich bereits abzeichnende Gefahr von Vandalismus, illegaler Müllablagerung und Gefahr durch kriminelle Aktivitäten. Achim Tüttenberg: „Wenn nicht schnell, wirksam und dauerhaft ein ausreichender Sicherheitsstandard geschaffen wird, sind alle konzeptionellen Überlegungen in äußerster Gefahr. Deshalb würde die SPD es begrüßen, wenn der hochqualifizierte Sicherheitsdienst des Flughafens, der pausenlos das dortige Gelände bewacht, auch die künftigen Einrichtungen bzw. genutzten Gebäude der bisherigen Kaserne in ihr Bewachungssystem einbeziehen würde.
Dies könnte dadurch gelingen, dass der Flughafen seinerseits einige der leeren Hallen belegt, um dort Fahrzeuge und Geräte abzustellen, die nicht ständig benötigt werden. So z.B. die Winterdienstfahrzeuge im Sommer oder die Mähfahrzeuge im Winter. Daran müsse der Flughafen ein eigenes Interesse haben, und genau dieses müsse mit denen des Landschaftsschutzes auf dem Gelände des Camp zusammengeführt werden.
Tüttenberg macht deutlich, dass es um reine Unterbringungs- und Wartungsaufgaben geht und keinesfalls etwa um eine klassische gewerbliche Betätigung. Solche sollen in jedem Falle im Camp tabu sein.
Sehr zu begrüßen ist nach Meinung der SPD die Bereitschaft des Kampfmittelräumdienstes, seinen Sitz vom Kölner Norden ggf. in das Kasernengelände zu verlegen. Diese zusätzliche öffentliche Sicherheitspräsenz findet Tüttenberg genau richtig, da in dem bisherigen Truppenübungsplatz noch eine Menge Kampfmittel vermutet werden.
Mit einem anderen Aspekt müssen sich die zuständigen Stellen noch gesondert befassen. Dabei geht es um Überlegungen, weitere intakte Gebäude, insbesondere die erst kürzlich renovierten Mannschaftsunterkünfte, einer verträglichen Nutzung zuzuführen. So begrüßt Achim Tüttenberg ausdrücklich die kreativen Überlegungen der Evangelischen Christen-Baptisten-Gemeinde, Teile der Gebäude für Jugendfreizeiten weiter zu nutzen. Ob sich dies wirtschaftlich darstellen und angesichts der Fluglärmeinwirkung mit den einschlägigen Immissionsschutzvorschriften vereinbaren lässt, müsse eingehend geprüft werden.
Abschließend hat sich die regionale SPD auch zu einem anderen Thema in unmissverständlicher Klarheit geäußert. Eine Sperrung der Alten Kölner Straße (Landesstraße L 84) zwischen Troisdorf-Altenrath und Köln-Porz-Grengel wird es mit der SPD nicht geben. Diese immer wieder durch schlecht informierte Kreise aufflackernde Diskussion sei durch den einstimmigen Kreistagsbeschluss von Ende 2002 für den Rhein-Sieg-Kreis endgültig entschieden worden und spiele für die SPD auf der Ebene des Regierungsbezirks Köln keine Rolle.
Im Gegenteil: Achim Tüttenberg macht sich zum wiederholten Male dafür stark, entlang dieser Straße einen Netzschluss für Radfahrer und Fußgänger zwischen den vorhandenen überörtlichen Radwegen im Bereich Porz/Rösrath und Troisdorf/Lohmar herbeizuführen. „Da kämpfen wir um eine regionale Mehrheit im nächsten Jahr, um dieses Projekt nach einer Ablösung der CDU in der nächsten Wahlperiode erfolgreich in Angriff nehmen zu können.“