Etliche Schulen im Rhein-Sieg-Kreis haben nach den Sommerferien den Betrieb als „offene Ganztagsgrundschule“ aufgenommen und betreuen die Schulkinder bis in den Nachmittag hinein. Das erst seit einem Jahr laufende Projekt offene Ganztagsgrundschule wird auch im Kreisgebiet von Eltern und Schulen immer stärker angenommen. Nach Ansicht des Landratskandidaten der SPD, Peter-Ralf Müller, ein deutlicher Hinweis darauf, dass es sich um ein Erfolgsmodell handelt.
„Das wachsende Interesse und die steigenden Anmeldezahlen fürs neue Schuljahr sprechen für sich“, erklärt der Landratskandidat und Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Peter-Ralf Müller, „wir haben es hier mit einem Erfolgsmodell zu tun, und deswegen werde ich auch alle Eltern und Schulen unterstützen, die ein solches Angebot wünschen.“ Mütter und Väter würden spürbar entlastet, damit sie Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren könnten, und die Grundschulkinder würden vernünftig gefördert.
Als Schulleiterin schätzt die SPD-Kreistagsabgeordnete Veronika Herchenbach-Herweg die Qualität der Betreuung besonders hoch ein: „ Dieses Modell ermöglicht es, viel mehr auf die Situation vor Ort und die Bedürfnisse der Eltern einzugehen. Die Kooperation von Schule und Experten wie Musiklehrern, Künstlern, Sport-Übungsleitern kommt allen Kindern zugute, die Förderung oder Forderung brauchen.“ Außerdem werde es künftig auch während der Ferien Betreuung geben.
Bezogen auf das Kreisgebiet konnten im letzten Schuljahr insgesamt 215 Kinder in Hennef, Neunkirchen-Seelscheid, Sankt Augustin und Wachtberg die offene Ganztagsgrundschule besuchen. Am 6. September haben sich 16 weitere Schulen angeschlossen, so dass zur Zeit im Kreisgebiet 836 Grundschulkinder die Ganztagsbetreuung bekommen. Für den jugendpolitischen Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, Immo Hauser, ist das eine gute Entwicklung. Es sei höchste Zeit gewesen, aus den Erfahrungen skandinavischer Länder für unsere Kinderbetreuung und unser Bildungssystem Schlüsse zu ziehen: „Auch wenn wir spät auf den Zug aufspringen“, meint Immo Hauser, „immerhin, wir springen auf.“
Die CDU-Polemik gegen das Modell ist für Immo Hauser nicht nachvollziehbar. Die CDU wolle in den Grundschulen nachmittags normalen Unterricht anbieten, was keinem Kind zumutbar sei, fordere aber gleichzeitig, die Nachmittagsbetreuung in den Horten zu erhalten. „Da fragt man sich natürlich: Was passiert mit den Horten, wenn nachmittags Schule sein sollte?“ Die für den Ausbau der offenen Ganztagsgrundschule nötigen Personalmittel werden von der Landesregierung, die Investitionsmittel für Baumaßnahmen vom Bund zur Verfügung gestellt. Von den landesweit mehr als 217 Millionen Euro an Investitionsmitteln in den ersten beiden Projektjahren entfallen auf Schulträger im Kreisgebiet über sechs Millionen Euro.
Die Statistik offenbart eine starke Diskrepanz zwischen Orten, die von Beginn an in großem Umfang beim Land Investitionsmittel beantragt haben – etwa Hennef, Neunkirchen-Seelscheid oder Sankt Augustin – und solchen, die auffallend wenig oder gar keine Mittel beanspruchen. Eines der zahlreichen Beispiele, in denen das Projekt lange Zeit durch politische Mehrheiten abgeschmettert wurde, ist Siegburg.
Trotz des Widerstandes der Landtags-Opposition weicht die Skepsis gegenüber dem neuen Modell mit den überaus positiven Alltagserfahrungen vor Ort, und Schulministerin Ute Schäfer sieht sich durch die Anmeldezahlen in ihrer Politik bestätigt. Nachdem sich zu Beginn des Projektes im vorigen Jahr landesweit gerade einmal 235 Schulen beteiligt hatten, betreuen jetzt im neuen Schuljahr mehr als 700 Schulen in fast 200 Kommunen Nordrhein-Westfalens Schülerinnen und Schüler auch nachmittags.