Auf das Urgestein folgt der Hoffnungsträger

Dabei hatte sich Göllner zunächst bei den Genossen entschuldigt, dass er ihnen ihre Zeit raube und den außerordentlichen Parteitag verursacht habe. Ausschlaggebend für seinen Rücktritt seien der Verlust des Bundestagsmandates und die Niederlagen der vergangenen Monate bei Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahl gewesen. „Jemand muss daraus die Konsequenzen ziehen und die Verantwortung übernehmen, das tue ich“, sagte er. Die Partei brauche jetzt einen Neuanfang.

Als prominenter Laudator war Bundesverteidigungsminister Peter Struck angereist, der Göllner aus der Arbeit in der SPD-Bundestagsfraktion und dem Verteidigungsausschuss kennt. „Ich weiß auch, dass Du immer mit vollem Herzen ein Kommunalpolitiker warst, der mit Liebe den Menschen geholfen hat“, so Struck. Göllner sei ihm stets eine Hilfe gewesen, weil er ein ausgesprochener Realist sei. „Uwe, Du hinterlässt in der Fraktion eine große Lücke. Ich danke Dir herzlich für Deine zupackende Arbeit.“ Dann minutenlanger Applaus der Delegierten. Und im Rausgehen rief Struck den Sozialdemokraten zu: „Wenn Uwe sagt, der Sebastian ist in Ordnung, dann macht das auch so.“

Auch Achim Tüttenberg, der als Kreisgeschäftsführer zeitgleich mit Göllner anfing und nach seinem Ruf in den Landtag auch parallel aufhört, nutzte die Gelegenheit für einen Dank. „Uwe, es war eine gute und erfolgreiche Zeit. Ich danke Dir für Deine kollegiale und freundschaftliche Zusammenarbeit. Ich habe dabei sehr viel gelernt.“ Die Genossen rief er zu einer „glasklaren Botschaft der Geschlossenheit nach Außen“ auf.

Und so kam es denn auch, nachdem Sebastian Hartmann die Parteifreunde aus den Ortsverbänden zum Aufbruch aufgerufen hatte. „Wir haben es in Bornheim geschafft, nach 58 Jahren die Alleinherrschaft der CDU zu brechen und den Bürgermeister zu stellen. Einigkeit macht stark. Wir sollten an diesen Erfolg anknüpfen.“ Er rief das Projekt „Mehrheit 2009“ aus. Zunächst müsse die Partei eine Bestandsaufnahme machen und die Ziele festlegen. Dabei gehe es darum, alle Ressourcen zu nutzen. „Das Wissen und Können unserer Mitglieder ist der wahre Schatz unserer Partei“, so Hartmann.
Und er proklamierte gleich einen Parteikonvent für alle Mitglieder, bei dem durchaus auch Gäste ohne Parteibuch mitberaten dürften. „Lasst uns heute den Aufbruch wagen, wir sind die stärkste und beste Partei, und vor der sozialen Demokratie verstehen wir am meisten.“ Und dieses Profil müsse nun geschärft werden.
Für diese schwere Aufgabe setze er auf Teamarbeit. Er habe in den vergangenen Tagen und Wochen enormen Rückhalt erfahren. „Aber den brauche ich auch weiterhin.“

(Von Jörg Manhold, Bonner General-Anzeiger)