In einem Expertengespräch zum aktuellen Thema "Kinderarmut – Kindergesundheit" sprachen sich Vertreter der SPD-Kreistagsfraktion für den raschen Aufbau eines Netzwerkes von Jugendhilfe und Gesundheitswesen im gesamten Rhein-Sieg-Kreis aus.
"Die schlechten Startchancen von Kindern und Jugendlichen aus den unteren Herkunftsschichten prägen alle Lebensbereiche", so Harald Eichner, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion. "Diesen Teufelskreis aus gesellschaftlicher, bildungsbezogener und gesund-heitlicher Benachteiligung wollen wir umgehend versuchen zu durchbrechen." Das Ziel sei ein kreisweites Netzwerk zwischen medizinischer Versorgung, Gesundheitsförderung mit der Jugend- und Familienhilfe.
Es gelte, die bereits vorhandenen guten Ansätze des Kreises weiter voranzutreiben und zu opti-mieren. Der Kreis ist Modellregion für die Projekte "Gut drauf" und "Tut mir gut", Maßnahmen, in denen gesundheitsgerechtes Verhalten ganz selbstverständlich in den Alltag junger Menschen integriert werden soll. Zudem wurde an der Oberen Sieg mit dem System "Frühe Hilfen" eine Vernetzung von Jugendhilfe mit dem Gesundheitswesen geschaffen, das schnelle Reaktionen ermöglichen soll, wenn Eltern und Kinder Hilfe brauchen.
"Diese Ansätze sind gut, reichen aber noch nicht aus", meinte Sebastian Hartmann, SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag. "Wir wollen nicht untätig warten, bis der Bundesgesetzgeber ein neues Präventivgesetz verkündet, in dem Vorsorgeuntersuchungen für Kinder Pflicht werden sollen, sondern wir wollen auf lokaler Ebene schon jetzt selbst initiativ werden." Deshalb will die Fraktion fortlaufend konzeptionelle Gespräche mit Fachleuten aus den Bereichen Soziales und Gesundheit führen, um die erweiterte Netzwerkidee rasch umzusetzen.
Ein wesentlicher Punkt für die Sozialdemokraten im Kreistag ist auch, dass Menschen, die in Armut leben, Hilfe bei den Kosten für Empfängnisverhütung erhalten. "Wenn Hartz IV- Empfängerinnen das Geld für Verhütungsmittel fehlt, dann muss selbstverständlich der Kreis einspringen", meint Harald Eichner. "Es wäre katastrophal, ungeplante Kinder in derartige Lebenssituationen hineinzubringen." Es sei völlig verfehlt, vorab lange juristische Diskussionen anzuzetteln, wer welche Kosten zu übernehmen habe, so Eichner, hier müsse schnellstens reagiert werden. Die traurig lange Liste von Kindesmisshandlungen und massiven Vernachlässigungen quer durch’s Land beweise den massiven Handlungsbedarf. Die SPD-Kreistagsfraktion wird entsprechende Anträge in die anstehenden Haushaltsberatungen einbringen.