In unserem Rhein-Sieg-Kreis wollen wir Mobilität für alle Menschen garantieren, unabhängig von Wohnort, Alter oder finanziellen Möglichkeiten. Dafür wollen wir in einen bezahlbaren, sauberen, zuverlässigen, barrierefreien und attraktiven Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) investieren. Wir wollen die Mobilitätswende! Nur so bekommen wir den nervigen und wirtschaftsschädlichen Dauerstau, die Umweltbelastung und die Kapazitätsprobleme bei Bus und Bahn endlich in den Griff. Um mehr Menschen von der Nutzung des klimafreundlichen ÖPNV zu überzeugen, müssen wir die Kapazitäten erweitern. Darum kann es nur heißen: Investieren! Unsere Verkehrsinfrastruktur muss endlich dem Bedarf in einer boomenden Metropolregion angepasst werden. Während in den vergangenen drei Jahrzehnten rund 100.000 Menschen in den Rhein-Sieg-Kreis zogen, wuchs die Mobilitätsinfrastruktur Schiene und Straße nicht mit. Es wurden nur wenige Schienenstränge ausgebaut und kaum Engpässe auf Straßen beispielsweise durch Ortsumfahrungen beseitigt. Die Folgen sind spürbar: Verfallene und überlastete Infrastruktur. Dabei dürfen Partikularinteressen nicht über die Entwicklungschancen der gesamten Region gestellt werden. Wir wollen ein regionales Mobilitätskonzept, das über Stadtgrenzen hinausdenkt. Für die Mobilität von morgen brauchen wir neue Mobilitätskonzepte, einen anderen Verkehrsmix, neue Antriebstechnologie und auch neue Verkehrswege. So verbessern wir die Pendelmöglichkeiten zu den Arbeits- und Ausbildungsorten außerhalb des Kreises für viele Bürgerinnen und Bürger. Die Zeit der kleinen Schritte von Schwarz-Grün ist lange vorbei.
Fahrten rauf, Preise runter im Nahverkehr
Unser Ziel ist ein „Ticket für alle“ für rund 1 Euro am Tag im gesamten Verkehrsverbund sowie perspektivisch NRW-weit. Dafür könnte das vom VRS entwickelte eTicket-System bei rund 30 Euro im Monat gedeckelt werden. Kinder und Jugendliche sollen den ÖPNV bis 18 Jahren kostenfrei nutzen können. Auf dem Weg dahin gilt für uns die Formel: Fahrten rauf, Preise runter! Wir brauchen überall im Kreisgebiet ein gutes Nahverkehrsangebot. Mehr Busse auf die Straße, mehr Bahnen auf die Schienen. Dafür wollen wir die Taktungen weiter verbessern, mehr Schnellbuslinien als Zubringer zum Schienenverkehr einführen und Ersatzverkehre wie TaxiBusse, wo es möglich ist, in Linienverkehre umstellen, etwa über neue Kleinbuslinien, um auch heute nicht angeschlossene Gebiete künftig zu bedienen. Auch in den Abend- und Nachtstunden wollen wir das Angebot etwa über Nachtbuslinien verbessern, vor allem am Wochenende. Bei den Antriebssystemen muss ein Umstieg auf saubere Energie erfolgen. In den S-Bahnen und Regionalverkehrszügen soll die Einteilung in eine oft ungenutzte erste und eine zweite Klasse – analog der S-Bahn-Linien auf der Siegtalstrecke – entfallen, um mehr Platz für alle Fahrgäste zu schaffen. Außerdem wollen wir WLAN in Bussen und Bahnen inklusive entsprechender Ladeinfrastruktur für mobile Endgeräte ausbauen.
Neue Wege, weniger Lärm
Der Rhein soll verbindendes Element der Region werden. Wir wollen ein regionales Wasserbussystem zwischen Köln und Bonn in den ÖPNV integrieren. Erfolgreiche und zuverlässige Vorbilder finden sich in den Niederlanden. Durch die Einbeziehung des Rheins lassen sich Pendlerstrecken verkürzen und Straßen entlasten. Perspektivisch brauchen wir bei einem prognostizierten Bevölkerungswachstum von über einer Viertelmillion Menschen im Regierungsbezirk Köln auch eine neue Rheinquerung zwischen Köln und Bonn, die mit einer neuen Schienenverbindung kombiniert sein muss. Die Rheinspange ist eine große Chance für die Region. Der Bundesverkehrswegeplan bietet nach Jahrzehnten des Stillstandes eine einmalige Möglichkeit zu einer Lösung zu kommen. Die finanzielle und planerische Unterstützung des Bundes darf die Region nicht leichtfertig ausschlagen. Daher müssen in der weiteren Planung alle Verkehrsführungen und Optionen ergebnisoffen und transparent geprüft werden sowie die Eingriffe in die Umwelt begrenzt und ausgleichbar sein. Eine Vorfestlegung auf bestimmte Varianten gefährdet das gesamte Projekt, also auch die Verbindung mit Schiene, Rad- und Fußgängerweg. Der Autoverkehr wird auch mit einem attraktiven ÖPNV nicht verschwinden, aber in Zukunft ein anderer sein können, wenn neue, emissionsarme Antriebstechnologien wie Elektromobilität und Wasserstoff vorangebracht werden.
Wir wollen unsere Verkehrsinfrastruktur aus dem Investitionsstau befreien. Eingleisige Schienenabschnitte müssen der Vergangenheit angehören, um einen zuverlässigen Bahnverkehr gewährleisten zu können. Der Verkehrsknoten Köln muss dringend den Erfordernissen entsprechend ausgebaut, die bestehenden Planungen an der Schieneninfrastruktur von S13 über die rechtsrheinische Stadtbahn zwischen Niederkassel und Köln bis zur Beschleunigung der linksrheinischen Bahnlinie vorangetrieben werden. Auch die Straßeninfrastruktur muss den Anforderungen besser gerecht werden können.
Dort, wo es zum zwingenden Ausbau der Infrastruktur auf Schiene und Straße im Kreisgebiet kommt, setzen wir auf eine Kombination aus ehrlicher Bürgerbeteiligung und Lärmschutz auf höchstem Niveau. Nur so senken wir die Belastungen der Mobilität für zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner. Ein Ausbau des Lärmschutzes durch Verbot besonders lauter Maschinen und eine stärkere lärmabhängige Gebührengestaltung sowie ein Passagiernachtflugverbot am Flughafen Köln/Bonn sind unerlässlich, um die Interessen von Flughafen und Anwohner*innen fairer auszugleichen.
Neue Mobilitätskonzepte
Eine nachhaltige Verkehrspolitik setzt an weiteren Punkten an: Wir wollen Verkehre vermeiden. Das gelingt z.B. über flexiblere Arbeitszeitmodelle und mobiles Arbeiten – insbesondere auch in der öffentlichen Verwaltung. Den Radverkehr in der Region wollen wir massiv fördern und über sichere Radwegeverbindungen ausbauen. Dazu müssen wir in Radschnellwege, Radpendlerrouten, Radwege, die E-Bike-Infrastruktur und ein interkommunales Leihfahrradsystem investieren. Das Fahrrad – ob als eBike, altherkömmlich oder Lastenrad ist der schlafende Riese der Verkehrspolitik in der Region Bonn/Rhein-Sieg. Bahnhöfe und S-Bahn-Haltepunkte wollen wir zu Mobilitätsstationen weiterentwickeln, die verschiedene Verkehrsträger sinnvoll verknüpfen und den leichten Umstieg ermöglichen. So soll ein Verkehrsnetz entstehen, das sich zu den Zentren hin verdichtet und die Möglichkeit bietet, auf das Auto zu verzichten. Den Verkehrsraum in unseren Städten müssen wir zugunsten des Fuß-, Rad- und Nahverkehrs umverteilen, wenn die Verkehrswende gelingen soll. Ungenutzte PKW verstopfen unsere Innenstädte. Deshalb wollen wir kollektive Modelle wie Car-Sharing oder „Dorfautos“, aber auch Park&Ride-Anlagen im Kreisgebiet fördern.